Klassiker

Alt-Berliner Kneipen: Hier wird seit mehr als 100 Jahren getrunken

Alt-Berliner Kneipen erzählen Stadtgeschichte. Einige von ihnen haben zwei Weltkriege, die Teilung und sämtliche Veränderungen in ihren Nachbarschaften überlebt. Jede Delle erzählt hundert Anekdoten von den Menschen, die hier schon vor vielen Jahren pichelten, und erinnert an vergangene Zeiten. Taucht ein in die Berliner Trinktradition und besucht mal diese Alt-Berliner Kneipen, in denen schon seit mehr als 100 Jahren gezapft, getrunken und geplaudert wird.


Diener Tattersall: Prominenz an den Wänden und zu Tisch

Alte Berliner Kneipen: Benannt nach dem Boxer Franz Diener. Foto: Kai von Kotze
Seit mehr als 100 Jahren als Kneipe geöffnet und ein beliebter Promitreffpunkt: Der ehemalige Pferdebetrieb Diener Tattersall. Foto: Kai von Kotze

Benannt wurde das mehr als 100 Jahre alte, bodenständige Lokal nach dem Boxer Franz Diener, ein Konkurrent Max Schmelings. Er kaufte das Restaurant des ehemaligen Pferdebetriebs und machte den Ort zum Nachkriegstreffpunkt für Kunstschaffende, Sportler:innen und Journalist:innen. Davon zeugen unzählige signierte Fotos an den Wänden. Mit etwas Glück trifft man immer noch Prominenz, die sich an deutscher, pfälzischer und österreichischer Hausmannskost erfreut. Wo sich die Berliner Künstler:innen sonst so herumtreiben, erfahrt ihr hier.

  • Diener Tattersall Grolmanstraße 47, Charlottenburg, Mo–Sa ab 18 Uhr, Tel. 030/881 53 29, online

E. & M. Leydicke: Liköre und Schnäpse mit Tradition

Feinste Liköre und Schnäpse im E. & M. Leydicke. Foto: Sir James/Wikimedia Commons/CC 3.0
Feinste Liköre und Schnäpse im E. & M. Leydicke. Foto: Sir James/Wikimedia Commons/CC 3.0

Vor mehr als 140 Jahren gründeten die Brüder Emil und Max Leydicke eine Likör- und Fruchtsaftfabrik und kurz darauf eine Weinprobierstube. Als gebürtiger West-Berliner hat man dort vielleicht seine ersten Erfahrungen mit hausgemachten Fruchtweinen, Likören und Schnäpsen gemacht. Obwohl Leydicke wie andere Alt-Berliner Kneipen auch bei Tourist:innen immer beliebter wird, ist das Leydicke bei Einheimischen eine nach wie vor beliebte Adresse.

  • E. & M. Leydicke Mansteinstraße 4, Schöneberg, tgl. ab 19 Uhr, Tel. 030/216 29 73, online

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Alt-Berliner Kneipen: Deftig speisen im Alt-Berliner Wirtshaus Max und Moritz

Alte Berliner Kneipen: Kreuzberger Institution. Foto: Imago/Travel-Stock-Image
Bei Max und Moritz trifft sich Kreuzberg schon seit mehr als hundert Jahren auf deftige Speisen und gepflegtes Bier. Foto: Imago/Travel-Stock-Image

Eine verlässliche Adresse für Fans von Alt-Berliner Spezialitäten in Wirtshausatmosphäre ist das Max und Moritz. Das Wirtshaus hat sogar einen Ballsaal und lädt ein zu Musik und Tanz und verschiedenen Veranstaltungen. Von der Einrichtung ist seit der Eröffnung 1902 viel erhalten geblieben – richtig authentisch Alt-Berlinerisch also. Unser Probiertipp: Eisbein ist in dieser Institution eine, nun ja, Wucht.

  • Max und Moritz Oranienstraße 162, Kreuzberg, Mi–Mo ab 18 Uhr, Tel. 030/695 159 11, online

Metzer Eck: Die älteste Kneipe in Prenzlauer Berg

Der Klassiker unter den Kneipen in Prenzlauer Berg ist das Metzer Eck in der Metzer Straße.
Unheimlich gemütlich: das Metzer Eck in Prenzlauer Berg. Foto: Luca Halder

Urige Eckkneipe mit guter Kiezmischung und fünf Biersorten vom Fass (darunter ein Schwarzbier), einer großen Terrasse und separatem Raucherraum. Zu essen gibt es im Metzer Eck deftige Berliner Küche wie Buletten oder Hackepeterstulle. Gemütlicher geht’s kaum, und satt wird man garantiert auch. Mehr Restaurants in Prenzlauer Berg findet ihr hier.

  • Metzer Eck Metzer Straße 33, Prenzlauer Berg, Mo–Fr 16–0 Uhr, Sa 18–0 Uhr, Küche bis 22 Uhr, Tel. 030/442 76 56, online

In der Möve im Felsenkeller wird seit mehr als 100 Jahren perfekt gezapft

Möve im Felsenkeller. Foto: Dirk Ingo Franke/Wikimedia Commons/ CC 4.0
In der Alt-Berliner Kneipe Möwe im Felsenkeller treffen sich Schöneberger aller Altersklassen. Foto: Dirk Ingo Franke/Wikimedia Commons/CC 4.0

Einfach eine richtig gute Kneipe, ohne Schnickschnack, und das seit mehr ls 100 Jahren. Die Einrichtung der Möwe im Felsenkeller ist seit Jahrzehnten dieselbe und verleiht dem immer gut besuchten, schlauchförmigen Lokal ein besonderes Flair. Serviert werden Fassbiere, perfekt gezapft, dazu Deftigkeiten wie Linseneintopf mit Wiener Würstchen, Bulette mit Brot oder Kartoffelsalat mit Würstchen.

  • Möve im Felsenkeller Akazienstraße 2, Schöneberg, Mo–Sa 16–24 Uhr, Tel. 030/781 34 47, online

Sophieneck: Zwischen Trubel und Gemütlichkeit

Alte Berliner Kneipen: Bauernfrühstück, Eisbein oder Sülze gibt es im Sophieneck. Foto: Imago/Joko
Alt-Berliner Kneipen: Im Sophieneck gibt es Bauernfrühstück, Eisbein oder Sülze. Was will man mehr? Foto: Imago/Joko

In bester Lage in Mitte treffen sich Berliner:innen, Touris und Studierende in der gemütlichen Schank- und Speisewirtschaft, um in Alt-Berliner Atmosphäre ein Bauernfrühstück, Eisbein oder Sülze zu essen. Beliebt sind dabei natürlich auch die saisonalen Angebote wie Spargel und Pfifferlinge. Im Sommer können Gäste ihr Bier an den Tischen auf dem Bürgersteig genießen und sich ganz gediegen fühlen in Mitte.

  • Sophieneck Große Hamburger Straße 37, Mitte, Mo-So ab 12 Uhr, Küche bis 22 Uhr, Tel. 030/283 40 65, online

Alt-Berliner Kneipen: Bier, Schnaps und Berliner Küche bei Wilhelm Hoeck

Alte Berliner Kneipen: Gäste im Wilhelm Hoeck. Foto: Imago/Sven Lambert
Speisen und Zechen zwischen alten Fässern im Wilhelm Hoeck. Foto: Imago/Sven Lambert

Eine ehrwürdige Kneipe, in der es sich auch hervorragend speisen lässt: Wie wäre es mit der Hoeck‘sche Bratwurst, die das Traditionslokal nach eigener Rezeptur produziert? Für die einfache, ehrliche Küche wie Klopse, Kohlroulade und Bulette werden regionale und saisonale Produkte verwendet. Seit 1892 wird hier gepichelt. Übrigens: Zu der Zeit, in der das Wilhelm Hoeck gegründet wurde, war Charlottenburg noch eine eigenständige Großstadt.

  • Wilhelm Hoeck Wilmersdorfer Straße 149, Charlottenburg, Mo–So 12–1 Uhr, Tel. 030/345 098 48, online

Bier vom Fass im Xantener Eck

Uriges Kneipen-Restaurant mit gutbürgerlicher Berliner Küche. Foto: Xantener Eck
Uriges Kneipen-Restaurant mit gutbürgerlicher Berliner Küche. Foto: Xantener Eck

Das Xantener Eck ist ein uriges Kneipen-Restaurant mit gutbürgerlicher Berliner Küche und deftigen Gerichten wie Königsberger Klopsen, Kalbsleber mit Zwiebeln und Äpfeln und Kohlroulade mit Speckstippe. Zudem gibt es hier immer zwölf verschiedene Biere frisch gezapft vom Fass. Darunter immer ein besonderes Bier des Monats zum ermäßigten Preis. Seit 1907 eine sichere Anlaufstelle für eine hopfige Erfrischung.

  • Xantener Eck Xantener Straße 1, Wilmersdorf, tgl. ab 12 Uhr, Tel. 030/883 90 14, online

Alt-Berliner Kneipen: Jazz im Yorckschlösschen

Alte Berliner Kneipen: Das Yorckschlösschen, traditionsreiche Blues- und Jazzkneipe mit Biergarten und deftiger Küche. Foto: Imago/POP-EYE/Christian Behring
Das Yorckschlösschen, traditionsreiche Blues- und Jazzkneipe mit Biergarten und deftiger Küche. Foto: Imago/Pop-Eye/Christian Behring

Das Yorckschlösschen ist eine Traditionskneipe mit Live-Musik. Im Sommer lockt der romantische Biergarten, der bei Regen auch komplett abgedeckt werden kann, bei kühleren Temperaturen lässt es sich wunderbar im urigen Inneren sitzen. Die Alt-Berliner Kneipe ist vor allem für gute Musik bekannt: mehrmals die Woche finden Jazz-, Blues-, Swing- und Soul-Konzerte statt – deshalb hat es das Yorckschlösschen auch in unsere Liste der 12 Jazz-Clubs und -Bars geschafft.

  • Yorckschlösschen Yorckstraße 15, Kreuzberg, tgl. ab 18 Uhr, Tel. 030/215 80 70, online

Zur letzten Instanz: Die älteste der Alt-Berliner Kneipen

Zur letzten Instanz. Die älteste Kneipe Berlins fühlt sich ganz modern an. Foto: Imago/Schöning

Mit Traditionslokalen ist das so eine Sache. Allzu oft werden die Traditionen zum Anlass genommen, es mit der Qualität in der Gegenwart nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Anders in der letzten Instanz: In diesem im Jahr 1621 gegründeten Lokal schmecken Haxe, Kalbsleber und Quiche zeitgenössisch gut. Berlins ältestes Wirtshaus fühlt sich richtig jung an.

  • Zur letzten Instanz Waisenstraße 14–16, Mitte, Tel. 030/242 55 28, Mo+Di, Do-Sa ab 12-15 Uhr, ab 17.30 Uhr, Mi ab 17 Uhr, online

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