Glen Powell spielt in Richard Linklaters Action-Komödie „A Killer Romance“ (im Originaltitel: „Hit Man“) einen unscheinbaren Philosophie-Professor, der plötzlich als Auftragskiller-Lockvogel für die Polizei arbeiten soll – und dafür immer wieder in verschiedene Rollen schlüpft. tipBerlin-Kritiker Michael Meyns hat das filmische Spiel um Identitäten überzeugt.
„A Killer Romance“: Ein Nebenjob, der alles verändert
„Wer bist du, und wenn ja, wie viele?“ Das fragte vor einigen Jahren ein deutscher Populär-Philosoph. Die Antwort, die Richard Linklaters „A Killer Romance“ gibt, könnte lauten: So viele Charaktere man sein will – und auseinanderhalten kann. Gleich zu Beginn sieht man die Hauptfigur Gary Johnson (Glen Powell) im Hauptberuf, als Uni-Professor, seine Studenten mit dem Konzept eines erfüllten, auch riskanten Leben konfrontieren, ein Konzept, das Gary so gar nicht erfüllt. Wie ein spießiger Prof wirkt er, fährt ein unscheinbares Auto und lebt allein mit seinen Katzen Id und Ego.
Doch sein Nebenjob wird ihn bald auf einen Weg bringen, der alles verändert: Bislang war er als Elektroniktüftler für die Polizei von New Orleans im Hintergrund tätig, doch da der Kollege Jasper (Austin Amelio) vorübergehend suspendiert wird, wird Gary kurzerhand befördert: Er soll als scheinbarer Auftragskiller agieren, um potentielle Kunden zu überführen, die ihren Ehepartner oder andere unliebsame Menschen ermorden lassen wollen.
Gary entwickelt großes Talent in seiner neuen Rolle, schafft es, genau der zu sein, den sein Gegenüber braucht, um dem angeblichen Killer zu vertrauen – und sich selbst ins Gefängnis zu bringen. Doch eines Tages sitzt ihm die attraktive Madison (Adria Arjona) gegenüber, die ihren gewalttätigen Mann töten lassen will. Statt den Auftrag anzunehmen und Madison ins Gefängnis zu bringen, beginnt Gary jedoch mit Madison zu flirten – und ihr den Auftragsmord auszureden. Und nicht nur das: Die beiden beginnen eine Affäre, die Gary in vielfache ethische Konflikte bringt.
„A Killer Romance“ basiert lose auf wahren Begebenheiten
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Erstaunlicherweise hat es Gary Johnson tatsächlich gegeben, auch wenn Richard Linklater dessen Geschichte an entscheidenden Stellen aufgepeppt und für seine Interessen variiert hat. Wie schon oft in Linklaters Filmen geht es um Identitäten, um die Frage, wer man ist, wer man sein will, wie sehr man eine Rolle spielt, um dem zu entsprechen, was die Welt oder man selbst erwartet.
Hier ist es der unscheinbare Gary, der mit erstaunlicher Verve in seiner Rolle als angeblicher Killer aufgeht und nie geahnte Souveränität entwickelt. Zunehmend stellt sich ihm jedoch die Frage, was er davon halten soll, dass eine Frau wie Madison mit ihm ins Bett geht: Ist es sein wirkliches Wesen oder doch die Fassade, die immerhin die eines potentiellen Killers ist? Wenn man Linklater kennt, ahnt man, dass diese Frage nicht auf tragische, sondern auf leichtfüßig originelle Weise aufgelöst wird, die am Ende zwar nichts mehr mit der Realität zu tun hat, aber filmisch überzeugt.
- Hit Man USA 2023; 114 Min.; R: Richard Linklater; D: Glen Powell, Adria Arjona, Austian Amelio; Kinostart: 4.7.
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