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Lange Nacht der Wissenschaften 2024: In Berlins Laboren

Forschende aus Berlin machen aus altem Frittieröl biologisch abbaubaren Kunststoff, erkennen per App Krankheiten von Bäumen oder sorgen gar für eine jahrelang stabile Internetverbindung ins Nordpolarmeer: Hier sind unsere Highlights bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 22. Juni 2024 in Berlin.


Der Arktis-Telefonjoker

Das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ 2015 in der zentralen Arktis. Bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2024 sind die Leitungen offen. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Mario Hoppmann (CC-BY 4.0)

305 Tage im Jahr und durchschnittlich vier Monate am Stück ist es im Nordpolarmeer unterwegs: das deutsche Forschungsschiff Polarstern. Trotz der abgelegenen Lage und der Wetterbedingungen ist die Internetverbindung seit 2008 stabil, das Netz ist zuverlässiger als das in der Uckermark. Wenn das Schiff am 22. Juni auf seiner Expedition namens „PS143/1“ unterwegs ist, wird sich das Alfred-Wegener-Institut in Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Labor eine Stunde lang live ins „ewige Eis“ schalten. Besucher:innen erhalten dann die Möglichkeit, von einer Telefonkabine aus mit Besatzungsmitgliedern zu sprechen und sich Antworten rund um deren Forschungsarbeit geben zu lassen.

  • Humboldt Forum  1.OG, Schloßplatz 1, Mitte, 20–21.30 Uhr

Wissen schafft Vertrauen: Wie Forschende arbeiten

„Skepsis gegenüber der Wissenschaft beziehungsweise den Wissenschaftler:innen schlägt im schlimmsten Fall in Wissenschaftsfeindlichkeit um“, sagt Sarah Spitz vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Dabei sei diese Skepsis potenziell heilbar: Wenn man Hintergrundwissen über die Arbeit und den Alltag von Wissenschaftler:innen erwirbt. Dies ist möglich in der Ausstellung „Debunking Science Myths“. Besucher:innen bekommen hier Antworten etwa auf die Frage, wann Forschungsergebnisse als wissenschaftlich basiert gelten, ob Geldgebende Einfluss auf wissenschaftliche Ergebnisse haben oder wie mit Fehlverhalten in der Wissenschaft umgegangen wird. Außerdem wird Scicomm Support vorgestellt, eine neu eingerichtete Anlaufstelle für Wissenschaftler:innen, die etwa von Hassrede und digitaler Gewalt betroffen sind.

  • Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) Französische Str. 9, Mitte, 17–0 Uhr

Robotik-Workshop

Zum Nachbauen als Kindergeburtstagsbelustigung ist das Robotiksystem „Turtlebot 3“ wohl zu kompliziert. Aber alle, die davon träumen, künftig etwa tatkräftige Hilfe beim Einkaufen zu bekommen, sollten unbedingt den „Abenteuer Robotik“-Workshop am neuen Co-Working-Square in Siemensstadt besuchen. Denn die Teilnehmenden können hier ihren eigenen Automobilen Roboter (AMR) konstruieren. Das sind mit Sensoren ausgestattete Helferlein, die uns künftig zunehmend im Alltag unterstützen sollen. Gleichzeitig erlernt man bei dem Workshop Grundlagen der Robotertechnik.

A32 Co-Working Space Nonnendamm Allee 72, Siemensstadt, 17–18 Uhr


Sich alt fühlen mit GERT

Wir werden immer älter. Das ist nichts Neues. Wer noch jung ist, sich aber mal alt fühlen möchte, kann dies im Showroom des Gesundheitscampus vom Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) erleben. Und zwar mit GERT, dem gerontologischen Simulator. „Gert ist ein Alterssimulationsanzug, 15 Jahre alt und ist mein ,Altes Ich‘ in der Zukunft“, so wird er im ukb vorgestellt. Denn der Anzug erschwert das Gehen, Sehen und Hören – ganz so, wie dies auch während des Alterungsprozesses geschieht. Ein Berghainbesuch mit Gert wäre wohl wenig spaßig. Freude bietet dagegen der ukb-Showroom, der technische Innovationen vorführt, die uns im Alter Lebensqualität schenken.

  • Arona Klinik für Altersmedizin Blumberger Damm 2G, Marzahn, 17–22 Uhr

Alt vs. jung: Spaltet der Klimawandel die Generationen?

Julia Simonson vom Deutschen Zentrum für Altersfragen will bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2024 mit Omas for Future diskutieren. Foto: Christoph Soeder/DZA

Ist Omi mit ihrem angejahrten Körper vom Klimawandel tatsächlich stärker betroffen als die GenZ? Und wie kommen die Generationen zum Thema Klimawandel miteinander ins Gespräch? Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) jedenfalls will die verschiedene Generationen zum Thema Klimawandel an einen Tisch bringen und lädt deshalb neben Katharina Dietze von den Omas for Future auch Aktivist:innen anderer Generationen ein, um zu diskutieren – und um vielleicht auch ein bisschen rumzustreiten.

  • Humboldt-Universität zu Berlin Hörsaal 2094, 1.OG, Unter den Linden 6, Mitte, 20.15-21 Uhr

Tilia, Platanus und Popolus: Wie geht es ihnen?

Sie bieten Schutz und Lebensraum für Tiere, sie tragen zur Beschattung und Temperaturkontrolle bei – und sorgen beim Menschen sogar für bessere mentale Gesundheit: Tilia (Linde), Platanus (Platane) und Popolus (Pappel). Fragen wir indes danach, wie es ihnen selbst denn so geht, ist die Antwort ernüchternd: leider schlecht. Höchste Zeit also, dass wir einer unserer Lebensgrundlagen, den Bäumen, etwas zurückgeben. Genau dafür setzt sich das Geografische Institut im Bereich Landschaftsökologie der Humboldt-Universität zu Berlin ein. Im Rahmen des großen EU-Pilotprojektes „Clearing House“ wurde dort die „MyDynamicForest“-App entwickelt, mit der Baumschäden standortgenau erfasst werden können und die Menschen früher – und hoffentlich rechtzeitig – auf hängende Äste und lichte Kronen reagieren können.

  • Alfred-Rühl-Haus  Geographisches Institut (vor dem Gebäude), Rudower Chaussee 16, Adlershof,
    18–20 Uhr

Frittierfett wird Kunststoffgabel wird Kompost

Neuer Kunststoff aus Frittieröl vom Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. Foto: Fraunhofer IPK / Larissa Klassen

Pommes Schranke, ein Freibad-Muss. Aber was passiert mit dem Öl nach dem Frittieren? Im Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik wird vorgeführt, was inzwischen möglich ist: Aus dem Frittieröl wird biologisch abbaubarer Kunststoff – und zum Beispiel die Gabel, mit denen die Pommes aufgespießt werden. Diese wiederum landet mithilfe des Entsorgungsdienstleisters „BRAL“ im Kompost, wird Ausgangspunkt für natürliche Düngung – etwa für Sonnenblumen, aus deren Kernen wiederum Speiseöl gewonnen wird. Kreislaufwirtschaft eben.

  • Haus der modernen Produktionstechnik PTZ Versuchsfeld Pascalstr. 8-9, Charlottenburg, 17-0 Uhr

Lange Nach der Wissenschaften 2024 Sa 22.6., 17–22 Uhr, alle Infos auf der Website


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